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Eltern-Team Porträt #2: Beide arbeiten Teilzeit.

Auch Sophia und Tobias verstehen sich als echtes Eltern-Team. Sie leben in Karlsruhe, haben zwei Kinder und arbeiten beide in Teilzeit. Heute erzählt uns Sophia, wie ihr Modell von gleichberechtigter Elternschaft im Alltag funktioniert:

  • Wie stellt ihr die Kinderbetreuung sicher und wie viel Zeit habt ihr mit euren Kindern?

Sophia: „Wenn die Kinder nachmittags zu Hause sind, ist jeweils mindestens einer von uns zu Hause. Wir arbeiten beide ca. 32 Stunden, wobei ich festangestellt bin, während Tobias selbstständig ist und seine Zeiten flexibler planen kann. Montags und donnerstags hole ich die Kinder von der Kita bzw. Schule ab, dienstags & mittwochs Tobias. Am Freitag arbeiten wir beide nur bis mittags und sind dann beide zu Hause. Wenn die Kinder nicht mit Freunden verabredet sind, draußen mit Nachbarskindern spielen oder einem Hobby nachgehen, verbringen wir den Nachmittag und Abend gemeinsam mit ihnen.“

  • Wie habt ihr euch die Haushaltsarbeit genau aufgeteilt?

Sophia: „Explizit aufgeteilt haben wir sie uns nicht, jeder macht zwischendurch das, was gerade so anfällt. Einmal die Woche kommt eine Reinigungskraft für 1,5 Stunden, die größere Arbeiten übernimmt, wie Reinigung von Bad und Küche. Manche Aufgaben haben sich mit der Zeit eingespielt, z. B. mache ich eher die Wäsche, Tobias kümmert sich meist ums Einkaufen“.

  • Wie gelingt es euch, Zeit für euch persönlich bzw. für euch als Paar zu finden?

Sophia: „Zeit für uns persönlich haben wir abends, wenn die Kinder schlafen. Ein Großelternpaar wohnt in der gleichen Stadt, da übernachten die Kinder ca. alle zwei Monate, so dass wir dann eine längere „Auszeit“ für uns haben. Meist gehen wir gemeinsam Essen oder freuen uns einfach darüber, viel schlafen zu können. In den letzten Jahren waren die Kinder auch jeweils zwei Wochen im Sommer mit den Großeltern im Urlaub, das ist für uns auch immer eine gute Gelegenheit, Zeit als Paar miteinander zu verbringen. Zwischendurch nehmen wir uns auch jeweils alleine ohne Partner und Kinder längere „Auszeiten“, z. B. für ein Wochenende mit alten Freundinnen oder eine längere Rennradtour.“

  • Wie habt ihr die Elternzeit bzw. ersten Monate nach der Geburt der Kinder gestaltet?

Sophia: „Bei unserer ersten Tochter war ich ein Jahr in Elternzeit, Tobias hat drei Monate Elternzeit genommen. Zwei Monate hatten wir gleichzeitig Elternzeit, die haben wir zum Großteil gemeinsam in Schweden verbracht. Tobias hat dann die Eingewöhnung in die Kita nach einem Jahr übernommen, da ich wieder angefangen hatte zu arbeiten. Bei unserem zweiten Kind sind wir kurz nach der Geburt umgezogen, daher hat sich die Elternzeit anders gestaltet. Tobias hatte ein halbes Jahr Elternzeit und hat währenddessen seine Selbstständigkeit aufgebaut. Ich hatte nicht ganz 1,5 Jahre Elternzeit“.

  • Was sind eure Stärken als Eltern-Team?

Sophia: „Eine unserer Stärken ist, dass wir nicht gegen einander aufrechnen, wer was mehr gemacht hat, sondern uns immer gut ergänzen und unterstützen. Mal macht der/die eine mehr, mal der/die andere.  Eine weitere Stärke ist, dass wir den meisten Herausforderungen, die Kinder so mit sich bringen, mit Humor begegnen und über vieles miteinander lachen können“.

  • Welche Tools nutzt ihr genau, um euch zu organisieren?

Sophia: „Ehrlich gesagt, nutzen wir keine Tools. Wir haben einen Kalender in der Küche hängen, in dem Termine, wie Geburtstage oder Hobbys stehen. In unseren Online-Kalendern sind Arzttermine hinterlegt und wir sprechen meist kurz vorher ab, damit der/die andere sich noch daran erinnert. Änderungen in den Arbeitszeiten oder kurzfristige Termine sprechen wir miteinander ab, dann klappt es eigentlich immer mit der Planung. Zur Not können auch die Großeltern oder weitere Verwandte oder Freunde, die in der Nähe wohnen, einspringen“.

  • Gibt es Dinge, die nicht so gut klappen? Wie geht ihr damit um?

Sophia: „Klar gibt es die üblichen Reibereien über unterschiedliche Prioritätensetzung und Erwartungen, z.B. sollten Sachen, die herumliegen sofort weggeräumt werden oder können da noch ein bisschen liegen und stören doch niemanden? Da wir grundsätzlich in vielen Dingen einer Meinung sind, können wir das dann so stehen lassen.“

  • Was ist euer bester „Eltern-Hack“, den ihr mit anderen teilen möchtet?

Sophia: „Unsere Empfehlung ist, mit kleinen Kindern nicht Vollzeit arbeiten, wenn man sich das als Paar irgendwie leisten kann. So hat man automatisch mehr Zeit für die Kinder und mehr Zeit miteinander, was für uns beide sehr viel wichtiger ist als mehr Geld, Status oder Karrieren“.

  • Zum Abschluss: Warum ist aus eurer Sicht gleichberechtigte Elternschaft so wichtig?

Sophia: „Gleichberechtigte Elternschaft ist aus unserer Sicht wichtig, weil wir beide gleichberechtigt sind, sowohl in der Beziehung, als auch in der Elternschaft, und das sollte sich auch in Themen wie der Anteil an der Kinderbetreuung und der Organisation des Haushaltes zeigen. Gleichzeitig sind wir ein Rollenmodell für unsere Kinder, die das hoffentlich später ähnlich in eigenen Beziehungen oder Familien leben wollen können. Wir finden, dass es gesellschaftlich und wirtschaftlich anerkannt und völlig normal sein sollte, dass beide Elternteile gleichberechtigt sind. Nicht zuletzt haben wir mit unserem Weg beide sowohl Zeit für die Familie als auch für uns und unsere persönlichen Interessen!