Eltern-Team Porträt #4: Mama, Papa

Valeria und Simon haben sich der Herausforderung gestellt, Vollzeit-Jobs und Familie gleichberechtigt aufzuteilen. Sie haben zwei Töchter. Valeria arbeitet im Angestelltenverhältnis, Simon ist Geschäftsführer einer GmbH. Für beide stehen die Kinder an erster Stelle, ohne dass sie sich selbst oder ihre Partnerschaft aus den Augen verlieren. Auch wenn sie bisweilen improvisieren müssen, um das zu schaffen.

Wie stellt ihr die Kinderbetreuung sicher und wie viel Zeit habt ihr mit euren Kindern?

Da von Anfang an klar war, dass wir beide auch mit Kindern Vollzeit arbeiten wollen, war und ist eine klare Absprache zwischen uns wichtig. Vor Corona hatten wir sichergestellt, dass nachmittags ein Elternteil zuhause ist, wenn die Kinder nach Hause kommen. Wir haben unsere „Vorort–Tage“ miteinander und mit dem Arbeitgeber abgesprochen und das hat immer sehr gut geklappt. Corona hat das verändert: zunächst waren wir wie alle Eltern sehr gefordert; eine klare Absprache mit den Kindern (z.B. ein kurzer gemeinsamer Spaziergang pro Tag) war hier Gold wert. Aktuell macht das Home-Office manches einfacher.

In der Regel versorgt Simon die Kinder morgens und beginnt seinen Arbeitstag später, dafür ist Valeria nachmittags für die Kinder da. Das Abendessen um 18 Uhr ist unser festes und tägliches Ritual. Hier kommen alle zusammen und jeder erzählt von seinem Tag. Es ist der Moment, wo wir anstehende Termine, Sorgen oder Verabredungen besprechen.

Ganz wichtig ist uns das Wochenende: Wir unternehmen mindestens an einem Tag einen Ausflug, wo wir als Familie zusammen sind. Das kann ein Spaziergang durch den Wald sein, ein Besuch im Schwimmbad oder ein Treffen mit Familie oder Freunden.

Wie habt ihr euch die Haushaltsarbeit genau aufgeteilt?

Jeder darf das machen, was er oder sie am wenigsten lästig findet und das hält sich sehr gut die Waage: Während Simon z.B. Müll, Spülmaschine und den Großeinkauf übernimmt, ist Valeria für die Wäsche, das Aufräumen und das Putzen zuständig. Außerdem unterstützt uns alle 14 Tage eine Putzhilfe. 

Wie gelingt es euch, Zeit für euch persönlich bzw. für euch als Paar zu finden?

Unsere große Leidenschaft ist Kaffee und bei einem solchen besprechen wir organisatorische Sachen oder wir quatschen einfach. Zudem verbindet uns eine zweite Leidenschaft: Das Laufen. Wenn es uns die Kinder erlauben, ziehen wir die Laufschuhe gemeinsam an; der Kaffee danach schmeckt dann übrigens immer besonders gut. Zeit für uns persönlich finden wir neben dem Sport beim Lesen oder Treffen mit Freunden. Es ist immer schön und auch wichtig, dass man sich etwas zu erzählen hat.

Wie habt ihr die Elternzeit bzw. die ersten Monate nach der Geburt der Kinder gestaltet?

Bei der Geburt unserer Mädchen war Valeria drei Monate zuhause. Danach hat sie nachmittags gearbeitet, weil wir das große Glück hatten, dass Valerias beste Freundin eine Ausbildung zur Tagesmutter machte und wir unsere Tochter bei ihr in sehr guten Händen wussten. Nach der Geburt unserer zweiten Tochter haben wir uns im Wechsel um die Kinder gekümmert. Ab den ersten Geburtstag sind die Kinder in die KiTa gekommen, mit der wir super zufrieden waren.

Was sind eure Stärken als Eltern-Team?

Unsere Stärke ist, dass wir uns und unsere jeweiligen Lebensträume gegenseitig respektieren. Wir unterstützen uns, damit sich keiner in seinen Lebenswünschen zurücknehmen muss. Es soll am Ende nie heißen: „Ach hätte ich nur….!“ oder „Wegen Dir habe ich nicht….“ Wenn jeder für sich glücklich ist gibt das viel Kraft und Motivation. Natürlich haben wir auch hitzige Diskussionen, was in unseren Augen aber genau das ist, was uns stark macht. Die Kinder mögen es natürlich nicht, wenn wir streiten; aber sie sehen auch, dass wir uns versöhnen und somit lernen sie, dass zu einem gesunden Miteinander auch gehört, dass man andere Meinungen hört und akzeptiert.

Welche Tools nutzt ihr genau, um euch zu organisieren?

Wir haben uns einen digitalen Familienkalender eingerichtet, in den wir Geburtstage, Verabredungen und Termine eintragen. Für das Einkaufen liegt in der Küche ganz klassisch ein Block, auf den jeder einträgt, was im Haushalt fehlt.

Gibt es Dinge, die nicht so gut klappen? Wie geht ihr damit um?

Simon arbeitet oft bis spät nachts. Valeria mag das nicht so, denn sie macht sich dann Sorgen um seine Gesundheit; zumal er ja morgens früh aufstehen muss. Dieses „Mama–Verhalten“ mag er wiederum überhaupt nicht. Wir kennen uns und wissen, wie und warum das Verhalten ist, wie es ist; manchmal kommen wir besser damit klar, manchmal schlechter.

Auch dass Valeria Termine nicht immer im Blick hat (aber überzeugt ist, dass sie alles im Kopf hat) führt manchmal zu Diskussionen. Es kommt es bisweilen vor, dass wir doppelte Verabredungen haben. Valeria und auch unsere Freunde tragen das mittlerweile mit Humor. 

Was ist euer bester „Eltern-Hack“, den ihr mit anderen teilen möchtet?

Miteinander reden ist das Wichtigste und Wertvollste in einer Beziehung. Auch den gegenseitigen Respekt darf man nie verlieren. Es ist gut, ab und an aus seinem Alltag „hinauszugehen“ und über die Probleme aus einer Art Vogelperspektive zu sprechen. Das klappt bei uns z.B. bei einem gemütlichen Essen, denn in einem Restaurant bleibt man länger ruhig und ist weniger emotional.

Zum Abschluss: Warum ist aus eurer Sicht gleichberechtigte Elternschaft so wichtig?

Weil wir alle nur ein Leben haben und wir es alle so leben sollten, dass wir glücklich sind. Dazu gehört das gegenseitige Commitment – und eine große Portion Organisation! Bisweilen muss Valeria es aushalten, dass sie als Mama schräg angeschaut wird, weil wir beide Vollzeit arbeiten. Wenn wir aber uns und die Kinder betrachten, dann würden wir alles genau so wieder tun! Unsere Hochzeit, die erst vor zwei Jahren stattfand und die die Kinder bewusst miterlebt haben war ein besonderer Meilenstein in unserem Familienleben.